Kernthesen
- Für mechanisch gefügte Verbindungen besteht ein Zusammenhang zwischen der Kinematik des Fügeelements unter Belastung und dem Auftreten von Blechmaterialversagen.
- Mit Hilfe spezieller Ersatzmodellierungsansätze kann das Verformungs- und Versagens-verhalten mechanisch gefügter Verbindungen unter Berücksichtigung der lokalen Füge-elementkinematik beschrieben werden.
- Die Berücksichtigung der lokalen Fügeelementkinematik ermöglicht die Abbildung von Blechmaterialversagen in der Ersatzmodellierung und verbessert die Prognosegüte von Bauteilsimulationen.
Zusammenfassung
Dieser Vortrag beschäftigt sich mit der lokalen Kinematik von Fügeelementen in mechanisch gefügten Verbindungen unter Belastung und deren Auswirkungen auf das Crashverhalten. Die Kinematik des Fügeelements hat einen entscheidenden Einfluss auf den Versagensmechanismus und damit auf die Energieaufnahme und Tragfähigkeit der Verbindung. Eine korrekte Prognose des Versagensmechanismus der Verbindung ist somit von entscheidender Wichtigkeit, wenn das Tragverhalten wiedergegeben werden soll.
Der Vortrag umfasst einen experimentellen und einen numerischen Teil. Auf experimenteller Seite werden Ergebnisse der Werkstoffcharakterisierung und der Verbindungsbemusterung gezeigt. Zur Charakterisierung des spannungszustandsabhängigen Deformations- und Versagensverhaltens der untersuchten Blechwerkstoffe wurden Flachzug- und Durchstoßversuche an unterschiedlichen Probengeometrien durchgeführt. Auf Seiten der numerischen Simulation werden Ergebnisse der Modellierung des Deformations- und Versagensverhaltens der untersuchten Blechwerkstoffe gezeigt.
Weiterhin werden Ergebnisse erster Testrechnungen von Verbindungsversuchen unter Berücksichtigung der lokalen Fügeelementkinematik gezeigt. Auf Basis der bisher gewonnenen Erkenntnisse wird im weiteren Projektverlauf ein bestehender Ansatz für die Ersatzmodellierung von mechanisch gefügten Verbindungen hinsichtlich der Berücksichtigung der lokalen Fügeelementkinematik erweitert.
Hierdurch soll ermöglicht werden, unterschiedliche Versagensmechanismen der Verbindung zu detektieren und somit die Prognosegüte des Ersatzmodells zu steigern. Das weiterentwickelte Modell wird schließlich durch Simulation der experimentellen Bauteilversuche unter komplexen Belastungszuständen validiert.
Darstellung des Nutzens für KMU
Die gewonnenen Erkenntnisse über das Trag- und Versagensverhalten mechanisch gefügter Verbindungen unter Berücksichtigung der lokalen Fügelementkinematik ermöglichen eine gezieltere Auslegung von Verbindungen, was in einer höheren Sicherheit der Konstruktion resultiert. Hierdurch wird es insbesondere KMU ermöglicht das Leichtbaupotential unterschiedlicher Werkstoffe optimal auszuschöpfen, wobei eine hohe Sicherheit der Konstruktion gewährleistet werden kann.
Die entwickelten FE-Ersatzmodelle sollen Ingenieursdienstleistern, die vielfach KMU sind, zur Verfügung gestellt werden. Dadurch wird es den KMU ermöglicht, das Trag- und Versagensverhalten mechanisch gefügter Verbindungen in Bauteilsimulationen besser zu berücksichtigen und unterschiedliche Versagensmechanismen zu erkennen. Die verbesserte Prognosegüte der Ersatzmodelle in der Crashsimulation ermöglicht somit eine gezieltere Auslegung von mechanisch gefügten Verbindungen und steigert infolgedessen die Ressourceneffizienz durch den Einsatz kleinerer Blechdicken.
Weiterhin soll mit dem entwickelten FE-Ersatzmodell der Aufwand bei der Parameterbestimmung zur Bedatung reduziert werden, wodurch Entwicklungszeit eingespart werden kann.Die Ergebnisse aus dem Forschungsvorhaben sollen in bestehende Richtlinien zum mechanischen Fügen einfließen und so einer breiten Anwenderschaft zugänglich gemacht werden.
Projekt
FOSTA P 1652 / IGF 22538 N - Laufzeit 01.02.2021-31.01.2024
Referent: Philipp Bähr, M.Sc., Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM, Freiburg